Der Weg zum Monument Valley erweist sich zunächst als beschwerlich: Ein Sturm zieht auf, der gewaltig an unserem Fiesta wackelt und losen Wüstensand auf die Straße peitscht. Die Sicht beträgt nur einige Meter und immer wieder tauchen urplötzlich Fahrzeuge aus einer Sandwolke auf der Gegenspur auf. Ist das hier eigentlich schon die Tornado Alley? Bei der Ankunft am Goulding’s Campground hat sich das Wetter zum Glück gebessert, so dass wir unser Zelt ohne Zwischenfälle aufbauen können.
Die Aussicht am nächsten Morgen unterstreicht deutlich, warum die Gegend hier die Kulisse für unzählige Western, aber auch Filmproduktionen wie Back to Future III oder Forrest Gump bildete: Die roten Felsen sehen in der aufgehenden Sonne einfach umwerfend aus. Der langjährigen Filmkarriere des Monument Valley hat die Goulding’s Lodge gleich ein ganzes Museum gewidmet, das unsere erste Anlaufstelle am heutigen Tag ist. Zu bewundern ist neben Filmpostern, Bildern und Korrespondenzen unzähliger Hollywoodstars, Requisiten und vielen anderen Filmutensilien mit regionalem Bezug auch die Original Cabin von Capt. Nathan Cutting Brittles (John Wayne) aus dem John Ford – Western „She Wore a Yellow Ribbon“ (1949).
Danach geht’s weiter mit dem 17 Mile Valley Drive im Monument Valley Navajo Tribal Park, einer Offroadstrecke, die sich durch die imposanten Felsformationen schlängelt. Der freundliche Navajo am Eingang hatte unseren Economy Frontwheeler zwar etwas skeptisch beäugt und uns ein „drive carefully” mit auf den Weg gegeben, aber das schreckt uns nicht ab. Die nächsten knapp 2 Stunden sind streckentechnisch die anspruchsvollsten unserer gesamten Reise: Während Alina die Landschaft genießt und einen kurzen Vortrag über die verschiedenen Kategorien der umliegenden Felsen zum Besten gibt, muss ich mich voll auf die „Straße“ konzentrieren. Felsige Abhänge mit tiefen Schlaglöchern, Anstiege mit losem Wüstensand und Wasserpassagen, die die Radkästen vollständig verschwinden lassen, verlangen mir und dem Fiesta alles ab. Eine permanente Gratwanderung zwischen Aufsetzen, Wegrutschen und Festfahren. Irgendwie schaffen wir es aber.
Nach einem üppigen Navajo-Abendessen und dem Sonnenuntergang an jener berühmten Felsformation, bestehend aus West Mitten Butte, Merrick Butte und East Mitten Butte, die als Motiv für unzählige Fotos vom Monument Valley dient, fallen wir erschöpft ins Zelt.
Etwas zerknittert schälen wir uns am nächsten Morgen aus unseren Schlafsäcken: Die russische Reisegemeinschaft aus unmittelbarer Nachbarschaft, war um 4:20 Uhr lautstark aufgebrochen, was uns Einiges an Schlaf und Nerven gekostet hat. Dazu müssen wir feststellen, dass unser Styropor-Kühlschrank mittlerweile etwas wasserdurchlässig geworden ist. Wir verteilen daher die Kofferraumverkleidung zwecks Trocknung im Passagierraum. Gestern die Materialbelastung auf dem 17 Mile Valley Drive, heute das Feuchtbiotop im Kofferraum. Wenn die von der Autovermietung wüssten…
Davon lassen wir uns aber nicht lange aufhalten. Vor uns liegen noch einmal 3 extreme Fahrttage, um Tulsa, Oklahoma planmäßig zu erreichen. Taos und Los Alamos müssen aus Zeitgründen leider gestrichen werden, daher heißt unser nächstes Ziel Santa Fe.