Wir erreichen Santa Fe, New Mexico (NM) am frühen Nachmittag. Unsere erste Anlaufstelle ist die Tourist Information (das weckt sofort Erinnerungen an längst vergangene Zeiten im Krügerschen Haus zu Geesthacht, wo ich ähnliche Aufgaben wahrnehmen durfte). Die freundliche Frau warnt uns vor dem „Heroin Capitol“ Espanola und empfiehlt uns ein nettes Motel. Dort waschen wir uns zunächst den Staub der letzten 4 Campingtage von der Haut, bevor wir zur Erkundung dieses malerischen Künstlerstädtchens im Pueblo-Baustil starten. Abendessen gibt es beim Italiener (endlich mal wieder Pasta!) auf einer für Santa Fe typischen Dachterrasse mit Blick über die Stadt.
Im Motel beende ich noch „A Dance With Dragons“, den letzten bisher erschienen Teil der Game of Thrones – Reihe. Im Nachwort erwähnt George R. R. Martin, dass er seine Bücher zum Teil auch in Santa Fe schreibt. Vielleicht ist er also gerade um die Ecke? Falls er mir morgen über den Weg läuft, werde ich ihm sagen, dass er sich beeilen und nicht wieder fünf Jahre für sein nächstes Buch brauchen soll. Ich will wissen wie es weitergeht…
Den nächsten Morgen beginnen wir mit einem Pancake-Frühstück. Unser heutiges Etappenziel heißt Amarillo, Texas (TX). Natürlich haben wir uns entschlossen, soviel wie möglich von der Route 66 auf dem Weg nach Texas mitzunehmen. Und NM ist immerhin der Bundesstaat mit dem längsten Stück der Route, auch wenn uns die Empfangsdame im Motel auf Alinas Nachfrage nur hilflos anschaut und bei der Streckenplanung nicht wirklich behilflich sein kann. Davon lassen wir uns aber nicht aufhalten und fahren einfach los. George R. R. Martin treffen wir heute nicht mehr.
Die Route ist in NM touristisch nicht so stark erschlossen (wie z.B. zwischen Kingman und Flagstaff), sie wirkt teilweise etwas heruntergekommen und verlassen. Das macht die Fahrt aber nicht uninteressanter. Es schwingt allerdings auch immer ein wenig Wehmut mit und der Gedanke, wie es hier zu besseren Zeiten der Route wohl einmal ausgesehen haben mag.
Amarillo, TX, ist, getreu der Route 66 vom Durchgangsverkehr geprägt. Hauptverkehrsader ist die neue Interstate 40, die die Route 66 auf vielen Streckenabschnitten abgelöst hat. Vom romantischen Route-Feeling ist hier daher leider nicht mehr viel zu spüren. Allerdings beherbergt die Stadt eine der kulinarischen Perlen von Nordtexas: das „Hoffbrau Steakhouse“. Die Schlangen am Eingang sind zunächst sehr abschreckend – es ist NFL-Abend. Zum Glück sind wir im Gegensatz zu den anderen Wartenden nur zu zweit und ein kleiner Tisch in bester Tresenlage wird schnell frei. Das Essen entschädigt dann auch für jede Sekunde des Wartens: Smoked Sirloin (Slow Cooked), Roadsted Corn, Fried Pickles und Iced Tea. Das alles während eines NFL-Spiels in der rustikalen Atmosphäre eines texanischen Steakhauses. Amerikanischer geht‘s nicht…
Am nächsten Morgen versorgen wir uns noch mit letzten Gastgeschenken und machen uns dann gleich auf den Weg. Vor uns liegt die letzte Etappe unserer tollen USA-Reise, die uns am Ende über 4.100 km durch 8 Bundesstaaten geführt hat. Ohne größere Stopps oder Zwischenfälle kommen wir nachmittags bei Alinas Familie in Tulsa, Oklahoma (OK) an, bei denen ich mich auch auf diesem Wege noch einmal für die tolle Gastfreundschaft und die schöne Zeit bedanken möchte.